Die
Hochmoderne

Die Alpen sind nicht nur ein großartiger Ort zum Skifahren. Sie beheimaten auch eine Reihe von Resorts und bemerkenswerten Gebäuden, die wahre architektonische Meisterwerke sind

Abgesehen von den Alpen gibt es nur wenige Orte auf der Welt, wo man einzigartige Abfahrten im Tiefschnee mit der authentischen Dekadenz vergangener Zeiten verbinden kann – wie zum Beispiel eine Ofenkartoffel mit Kaviar und eine Flasche Vintage-Champagner aus dem Hause Krug. Die majestätische Gebirgskette, die sich über die Grenzen von acht Ländern erstreckt, zieht seit vielen Jahren die Schickeria des luxuriösen Wintersport-Tourismus an. Und jedes der zahlreichen alpinen Skiresorts hat seinen ganz individuellen, unverkennbaren Charme, seine eigene Tradition und sein charakteristisches Gelände. Neben einer großen Vielfalt von gastronomischen Angeboten, exzellenten Einkaufsmöglichkeiten und prächtigen Skigebieten gibt es in den Alpen auch eine Reihe von architektonischen Bauwerken der Moderne, die man kennen sollte.

Skiresort Les Arcs

Architekt: Charlotte Perriand

Baujahr: 1968 | Ort: La Plagne, Frankreich

Les Arcs ist ein Werk der französischen Designerin, Architektin und modernistischen Meisterin Charlotte Perriand (die oben mit erhobenen Händen zu sehen ist) als sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war. Das Skiresort – dessen Bau im Jahr 1967 begann, und das ein Jahr später zur Wintersaison eröffnet wurde – spiegelt Perriands Leidenschaft für die Fertigbauweise wider. Sie kombinierte sorgfältig durchdachtes Design mit massentauglicher Erschwinglichkeit, um eine originelle und flexibel aufgebaute Struktur zu kreieren. Anstatt aufzufallen wie die großen Chalets und traditionellen Resorts andernorts in der Region, sollte sich das innovative Design harmonisch in die Umgebung einfügen. Die Gebäude von Les Arcs scheinen optisch mit den Felswänden zu verschmelzen, wodurch sie in der Berglandschaft weniger ins Auge stechen und gleichzeitig eine markant schräge Silhouette schaffen.

Skiresort Flaine

Architekt: Marcel Breuer

Baujahr: 1969 | Ort: Hochsavoyen, Frankreich

Die Idee für das Skiresort Flaine stammt von keinem anderen als Marcel Breuer, dem Bauhaus-Architekten, der eine Reihe von Klassikern der Moderne entworfen hat, wie zum Beispiel das New Yorker Gebäude, in dem früher das Whitney Museum of American Art war. Auch das Flaine ist ein Skiresort mit innovativem Design, das sich von der verschlafenen Kuckucksuhren-Ästhetik traditioneller Alpenarchitektur abhebt. Das Hotel und die Skigebäude des Flaine wurden aus Betonfertigteilen gebaut – was Breuers brutalistischen Stil widerspiegelt – und bilden den perfekten Kontrast zum bröckelnden Granit der Alpen. Hier zeichnet sich der Luxus nicht durch Prunk und Verwöhnprogramme aus. Das Flaine – wo man die Behaglichkeit und Materialien eines typischen Alpenresorts vergeblich sucht – verlangt nach einer ganz besonderen Art von Wertschätzung. Doch für versierte Alpenkennerinnen und -kenner ist das Resort eine sehenswerte Kombination von Wintersport und Kultur, da es über eine beeindruckende Sammlung öffentlich zugänglicher Skulpturen von Picasso, Vasarely und Dubuffet verfügt.

Chesa Futura

Architekt: Foster + Partners

Baujahr: 2004 | Ort: Sankt Moritz, Schweiz

In Sankt Moritz finden sich eine ganze Reihe von Bauwerken von Norman Foster. Aber das Chesa Futura hat eine der stilvollsten Inspirationsquellen: den geliebten Porsche 356 (Baujahr 1950) des Architekten in Fischsilbergrau. Das Chesa Futura („Haus der Zukunft“ auf Rätoromanisch, der ursprünglichen Sprache dieser Region) ist ein privates Wohnhaus mit einer äußerst markanten Form, die von den Kurven des Oldtimers und den kurvenreichen Schweizer Straßen inspiriert ist, auf denen Foster fährt – mit dem Skiträger auf dem Dach. „Das Chesa Futura ist sehr lebendig – genau wie der Porsche“, sagt Foster. Das Gebäude mit seiner unkonventionellen und organischen Form ist ein Paradebeispiel für die charakteristische Ästhetik des Architekten. Das Fachwerk, das mit rund 250,000 Holzschindeln aus der Region verkleidet ist, erinnert an traditionelle regionale Holzchalets, und der Standort am Hang bietet einen herrlichen Blick auf die Altstadt von Sankt Moritz sowie die umliegende Berglandschaft.

Eispavillon, Hotel Kulm

Architekt: Foster + Partners

Baujahr: 2017 | Ort: Sankt Moritz, Schweiz

Hat jemand Lust auf eine Partie Polo? Das edle und geschichtsträchtige Hotel Kulm in Sankt Moritz – Austragungsort der alljährlichen Weltmeisterschaft im Schneepolo und Urlaubsziel zahlreicher gut betuchter Reisender – ist eines der ersten Hotels, das die Region als Winterurlaubsort für die Schickeria bekannt gemacht hat. Seitdem ist das Kulm mit seinem gemütlich-opulenten Belle-Epoque-Charme der Standard für traditionellen alpinen Luxus. Der Pavillon am Seeufer mit seinem herrlichen Ausblick war bereits Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1928 und 1948, doch seit seiner jüngsten Renovierung durch Foster + Partners ist er noch bemerkenswerter. Der anmutige und elegante Pavillon wurde anlässlich der Ski-Weltmeisterschaften 2017 feierlich wiedereröffnet. Im Rahmen dieses Projekts hat Foster auch den angrenzenden Kulm Country Club renoviert – mit einem hochgelobten Restaurant und einer Cocktail-Lounge für Après-Ski, die der Architekt selbst gern besucht.

Kunsthaus Zürich

Architekt: David Chipperfield Architects

Baujahr: 2020 | Ort: Zürich, Schweiz

Für all diejenigen, die abseits von Skipisten und Raclette einen Tag in der Stadt verbringen möchten, ist das Kunsthaus Zürich mit seinem neuen, von Sir David Chipperfield entworfenen und viel gepriesenen Erweiterungsbau eine gute Wahl. Die schlanken vertikalen „Flossen“ an der Außenseite des Gebäudes – elegante und eindrucksvolle Elemente aus hellem Stein – wurden aus regionalem Schweizer Kalkstein gehauen und schaffen elegante, kantige Räume im Inneren, wo eine Reihe von Werken des europäischen Impressionismus, der klassischen Moderne und des Dadaismus sowie eine sorgfältig kuratierte Auswahl bekannter zeitgenössischer Künstler ausgestellt werden.

Andrew Craig ist ehemaliger Redakteur für Herrenmode bei Ralph Lauren.