Madraskaro: furchtlos und entschlossen

Klassische Kleidung hat oft etwas Beruhigendes: die Schlichtheit und Leichtigkeit des grauen Flanellanzuges, des eingetragenen Loafers oder des geliebten Oxfordhemds. Und dann gibt es den Madraskarostoff, ein klassisches, aber etwas gewagtes Gewebe, welches in der Kleiderindustrie das Äquivalent eines Hochseilaktes darstellt.

Es gibt keine neutrale Art, es zu tragen – Sie werden Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Deshalb ist jeder Mann in Madraskaro ein Mann, der nicht zu unterschätzen ist. Es stört ihn nicht, bemerkt zu werden, und er fühlt sich wohl in seiner Haut. Auch wenn seine Ursprünge in der Preppy-Mode liegen, haben Rebellen es genauso getragen. Bing Crosby trug Madraskaro. John Lennon allerdings auch.

Madraskaro mag gewagt sein, aber es ist sehr einfach zu tragen. „Madraskaro ist der Harris Tweed für den Sommer“, scherzt Michael Williams, der Gründer von A Continuous Lean. Madraskaro, wie Tweed, nahm seine Anfänge an einem bestimmten Ort, bevor sich seine Popularität weltweit verbreitete. „Madraskaro erscheint komplexer, als es tatsächlich ist“, fügt er hinzu. „Es ist tatsächlich einer der vielseitigsten und tragbarsten Stoffe, die es gibt. Es ist leger genug für den Strand und kann elegant auf einer Sommerhochzeit getragen werden.“

Wie es auch getragen wird, es war schon immer ein viel gereistes Gewebe. Echtes Madraskaro kommt selbstverständlich aus Madras (die indische Stadt, nach der es benannt ist, heißt heute Chennai). Bereits im 17. Jahrhundert waren niederländische und englische Händler von der Farbe und Leichtigkeit der Gewebe in der Stadt fasziniert. Madraskarohemden wurden kurz vor 1900 in amerikanischen Kaufhäusern erhältlich und schnell zur (auffallenden) Freizeitkleidung für wohlhabende Reisende auf Kreuzfahrten und Badeurlauben.

Da es meist von Hand aus Baumwolle gewebt wird, ist Madraskaro anfällig für leichte Unregelmäßigkeiten, aber solche Unregelmäßigkeiten machen seine Besonderheit aus. „Mein Lieblings-Madraskarohemd hat ein wunderschönes klassisches Karomuster, wie ich es noch nie zuvor oder seitdem gesehen habe“, erinnert sich Designer Andy Spade. „Es dürfte aus den 1950er oder 60er Jahren stammen. Vielleicht habe ich es auch von meinem Vater gestohlen.“ Spade bemerkt, dass die Farbe bei Hemden aus dieser Zeit oft bei Regen verläuft. „Ich erinnere mich, wie mein Vater mir mein erstes Madraskarohemd gab und sagte: ‚Sei vorsichtig, die Farbe verläuft.‘ Ich glaube damals ungefähr 9 Jahre alt gewesen zu sein und bin sehr sanft damit umgegangen.“

Madraskaro selbst ist ausdrucksstark – eines der reinsten und ursprünglichsten Muster überhaupt –, aber im Kontrast zu einem anderen Muster, einer anderen Farbe oder Textur kommt es noch stärker zur Geltung. Die Leidenschaft meines Vaters für Madraskaro ist fast schon extrem, und er steigert sie noch, indem er eine Madraskaro-Schiebermütze (ja, so etwas gibt es) zu einem Madraskarohemd trägt. Beißt sich das nicht? Absolut! Das ist genau, was ihm daran gefällt.

Es erinnert mich an ein beeindruckendes Foto des verstorbenen, großartigen Schriftstellers Glenn O’Brien in einem auffälligen Madraskaro-Anzug. Das grüne und braune Karomuster auf cremefarbenem Hintergrund verkörpert einen Stil, den O'Brien selbst immer schätzte: furchtlos und entschlossen.

In der heutigen Zeit kommt es darauf an, Madraskaro nach Ihren eigenen Vorstellungen zu interpretieren. Tragen Sie es leger mit einer Armeejacke oder elegant mit einem Leinenanzug oder finden Sie Ihr eigenes Gleichgewicht zwischen förmlich und unverfroren.